Aus heiterem Himmel traf die Sozialdemokraten die Nachricht, den EVONIK-Standort Lülsdorf nach über 100 Jahren zur Disposition zu stellen. Der Schock, so SPD-Fraktionschef Friedrich Reusch, war groß. Niemand in der Stadtverwaltung und im Rat war vorgewarnt. Und es ist, so Reusch, eine bittere Nachricht für Hunderte Beschäftigte und ihre Familien, die sich nun um ihre Zukunft sorgen. Es gab Gerüchte, so Reusch, aber damit leben die Niederkassler und die Belegschaft schon seit Jahren. Der traditionsreiche Chemie-Standort in Lülsdorf ist schon lange in seiner Existenz gefährdet. Viele Hundert Arbeitsplätze wurden im Laufe der Jahre vernichtet und die verbliebenen blieben unsicher. Damit das Werk weiterbestehen kann, wurde sich seit Jahren um dringend notwendige Neuansiedlungen bemüht. Diese Bestrebungen der EVONIK werden die Sozialdemokraten – wie bisher – immer unterstützen.
Die Enttäuschung ist umso größer, als es die Verantwortlichen nicht geschafft haben, die Attraktivität des Standorts zu nutzen. Dem letzten Plan, in Lülsdorf eine Anlage zur Ethylenoxid-Produktion zu bauen, standen alle Ratsparteien ablehnend gegenüber. Diese Entscheidung beruht auf intensiver Diskussion und Abwägung aller Argumente dafür und dagegen. Alle anderen Bestrebungen der Evonik den Standort zu entwickeln, wurden aktiv begleitet.
Aber es ist eine Selbstverständlichkeit, so SPD-Vorsitzender Matthias Großgarten, dass wir auch weiterhin jeden Versuch unternehmen, die wertvollen Arbeitsplätze am Standort zu erhalten. Es muss schnell ein neuer Eigentümer für den gesamten Standort gefunden werden. Eine Zerlegung und mögliche Teilverluste wären sehr kritisch. Der Belegschaft, so Großgarten, gilt unsere volle Solidarität und wir werden für ihre Weiterbeschäftigung mit Gewerkschaft und Betriebsrat streiten.
Mit Rat und Stadtverwaltung werden die Sozialdemokraten versuchen, ihre Einflussmöglichkeiten zu nutzen, um den Bestand und auch Weiterentwicklung des Standorts anzugehen. Erfahrungen mit Infrastrukturprojekten für die Sicherung des Industriestandorts, so Reusch, gibt es genug, sei es die Hafenerweiterung, Logistikprojekte, Rheinquerung etc. Es gilt der politische Wille aller Beteiligten, Standort für produzierendes Gewerbe zu bleiben.