SPD kritisiert IHK-Votum für Autobahnbau

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In einer Pressemeldung der IHK Bonn/Rhein-Sieg plädiert Stefan Hagen, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, für die zügige Realisierung der Rheinquerung zwischen Wesseling und Niederkassel – zur Entlastung der Verkehrsströme. Auch der sechsstreifige Ausbau des Tausendfüßlers würde helfen, die starke Verkehrslast zwischen der Bonner Nordbrücke und Bonn-Lengsdorf besser zu bewältigen.

Friedrich Reusch, SPD-Fraktionschef, widerspricht dessen Auffassung. Seit Jahrzehnten, so Reusch, werde diskutiert, ob es eine Autobahnbrücke, eine Stadtbahnbrücke oder gar beides im Bereich von Niederkassel geben solle. Die Priorität für den individuellen Personenverkehr, die Verstopfung der Straßen und der Wohngebiete kann nach Auffassung der Sozialdemokraten nicht das sein, was in der Zukunft noch vernünftig ist.

Für die Sozialdemokraten gilt: Stadtbahn statt Autobahn! Der Nutzen einer Stadtbahn von Bonn über Niederkassel nach Köln mit Brücke zwischen Lülsdorf und Langel ist belegt. Bis zu 1.500 Menschen können damit pro Stunde in jede Richtung fahren. Das wäre das Ende aller Staus.

Der Nutzen einer Autobahnspange ist ungewiss, die Belastung für Mensch, Klima und Umwelt allerdings sehr real. Und Tunnellösungen direkt an Rheidt oder Niederkassel vorbei, die unter Bornheim oder Wesseling vorbeigehen, sind keine Alternative. Sie würden nur vorgeschlagen, so Reusch, um das Projekt nicht gleich ganz zu beerdigen.

Eine Autobahn, wenn sie denn in 15 Jahren gebaut wird, löst nicht die Verkehrsprobleme, die heute bestehen. Die Folgen von CORONA, die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, neue Mobilitätskonzepte, so Matthias Großgarten, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, lassen erwarten, dass es nicht mehr so wird, wie es bisher war. Alle Verkehrsmittel seien künftig gleichberechtigt zu sehen – Bus, Straßenbahn, Fahrrad, Auto und auch Wasserbusse und -fähren müssen als Gesamtkonzept – Vernetzter Verkehr – betrachtet werden. Gute und neue Radwege, Leihfahrräder, 1 €-Ticket für Busse und Bahnen, neue Linien, bessere Taktung,

Die Fronten zwischen den Befürwortern und Gegnern der Rheinquerung scheinen unversöhnlich. Mehrere Umwelt- und Klimaschutzinitiativen weisen unisono auf die irreparablen Schäden und Beeinträchtigungen von Menschen, Natur, Umwelt und Klima hin. Es bestehen massive Widerstände gegen das Projekt. Die Performance von StraßenNRW und Autobahn GmbH, so Reusch, lässt erwarten, dass diese Behörden gar nicht in der Lage sind, all die Projekte auch nur einigermaßen zeitgerecht zu stemmen. Das lässt die Gegner hoffen.

Die Sozialdemokraten machen sich keine großen Hoffnungen, die IHKs von ihrer Auffassung abzubringen. Sie bitten aber um mehr Nachdenklichkeit, ob nicht angesichts der absehbaren Zukunftsentwicklungen eine Abkehr von der Priorität des Straßenbaus geraten ist.

Mehr Pendler in den Bahnen, statt auf den Straßen, würde für alle die, das Auto für berufliche Tätigkeiten benötigen eine wirkliche Entlastung bringen. Lassen Sie uns gemeinsam, so Großgarten, für einen Ausbau des ÖPNV einsetzen. Nur so lassen sich unserer beider Ziele erreichen. Wer im Bus sitzend auf der Busspur an der Autoschlange vorbeizieht, kann dem meist alleine in seinem PKW Sitzenden zurufen: Du bist der Stau!

Für einen Dialog stehen die Sozialdemokraten gerne zur Verfügung.